ARCHIV - Mal ganz ehrlich

Der Ärger mit den Abkürzungen
Wir leben in einer Zeit der Abkürzungen -- oder sollte ich besser schreiben, wir leben in einer Zeit der Abk.? Das macht das Verstehen eines Textes nicht unbedingt leichter, wenn es sich aber um eine englische Abkürzung handelt, kann diese zum Rätsel werden. Hier einige Beispiele: Wissen Sie, was NRO bedeutet? Nun, das ist noch relativ einfach: Es ist die Bezeichnung für eine Nichtregierungsorganisation (NRO). Doch warum sprechen dann so viele von einer NGO, ausgesprochen en-dschi-o? Auch das ist leicht zu verstehen: Im Englischen wird eine solche Organisation als Non-governmental organization bezeichnet, darum das "G" mitten im Wort. Und englisch ausgesprochen klingt es doch gleich viel interessanter, oder? Anders verhält es sich mit DNS, das Desoxyribonukleinsäure bedeutet und Träger der Erbanlagen ist. Im Englischen heißt es dementsprechend DNA, wobei das "A" für Acid (Säure) steht, doch merkwürdigerweise von den meisten deutsch ausgesprochen wird. Hier ein letztes Beispiel: Kennen Sie die Bedeutung der Abkürzung LGBT? Sicherlich, werden Sie vielleicht sagen, hier handelt es sich ebenfalls um eine Abkürzung aus dem englischen Sprachraum. "L" steht für lesbian, "G" für gay, "B" für bisexual und das "T" für transgendered (lesbisch, schwul, bisexuell und transsexuell). Stimmt, doch wußten Sie wirklich, dass das "G" für gay steht und was "gay" bedeutet? Wie bereits erwähnt, ist die Nutzung von Abkürzungen, vor allem von englischen, recht problematisch, weil Sie von vielen verwendet, doch nur von wenigen auch verstanden werden. Darum wäre es wirklich nachdenkenswert, wieder öfter deutsche Abkürzungen zu benutzen -- einfach nur, um sie besser zu verstehen, rät
Ihr
Anglizismenmuffel

Wenn die Polizeiinspektion mit der Community Policerin"online geht ...
...wird es für "Otto Normalverbraucher" schwierig, alles zu verstehen. Das war früher anders. Als ich noch Grundschüler war, bekamen wir Schüler ab und zu Besuch von einem "Schulpolizisten", wie wir den Polizeibeamten damals voller Respekt nannten. Er klärte uns über die Gefahren im Straßenverkehr auf und lehrte uns, ein entsprechendes Verhalten zu übernehmen, um nicht überfahren zu werden. Darum sprach man mit uns deutsch, und wir verstanden alles -- sofern wir aufgepaßt hatten! An die Möglichkeit, Umstruktuierungen deutsch zu bezeichnen, muss bei den Verantwortlichen der Polizeiinspektion Emsland/Grafschat Bentheim keiner gedacht haben, als sie mit dem sogenannten "Community Policing" einen neuen digitalen Schritt in der Polizeiarbeit machte. Dazu gehört z.B. eine neue Einrichtung mit Namen "Instacops", die im Rahmen der niedersächsischen "Social-Media-Strategie" auch im digitalen Raum als bürgernahe Polizei für alle Altersgruppen greifbar sein wird, wie es in einer Pressemitteilung der Polizei im Emsland und der Grafschaft Bentheim heißt. Die erste dafür eingesetzte Polizistin wird regelmäßig von zwei "Citycops" begleitet werden. Ob diese Polizistin auf Deutsch angesprochen werden kann und sie auf Deutsch antwortet, wie es für uns damals völlig selbstverständlich war, ist aus dem Schreiben leider nicht erkennbar, muß aber aufgrund des Inhalts bezweifelt werden, bedauert
Ihr
Anglizismenmuffel

Zweimal Gold für Deutschlands Norden
Der Verein "IcanDo" (ausgesprochen: ei-kän-du) aus Niedersachsen und der VfL Pinneberg (Schleswig-Holstein) sind für ihr ehrenamtliches Engagement für den Breitensport mit dem "Großen Stern des Sports" ausgezeichnet worden. 10 000 Euro sind der Lohn vom "Deutschen Olympischen Sportbund. In Hannover ist mit "IcanDo@school" ein spezielles Spiel- und Sportangebot entwickelt worden, das Grundschulen in der Corona-Pandemie hilft. Es gehe darum, "dass die Kinder unter Einhaltung der Abstandsregeln spielen und sich bewegen können und gleichzeitig ihr Gefühl für Nähe und Distanzen entwickeln", erklärte der Vereinsvorsitzende Olaf Zajonc. Wer die Namensgebung dieser zwei Einrichtungen liest, müsste sich eigentlich sofort fragen, wann es endlich solche geben wird, die sich für die Erhaltung der deutschen Sprache und damit gegen den inflationären Einsatz der englischen Sprache einsetzen. Mit der Änderung des Namens in (zum Beispiel) "Wir schaffen das" könnte der Kampf gegen das Verkümmern der deutschen Sprache eingeläutet werden -- und eine Prämie für den ehrenamtlichen Einsatz für eine bessere Spache könnte "eingesackt" werden. Die nächste Prämie müsste nach der Änderung des Namens "I can Do @school" fällig werden, bezahlt von der Schulbehörde, die die Schüler bisher schon in jungen Jahren zum Denglischsprechen erzogen hat. Das wären wirklich "Sterne der deutschen Sprache" und somit zweimal echtes Gold für den Norden, meint
Ihr
Anglizismenmuffel

Grünkohl und Pinkel* einmal anders
Kaum waren die ersten kalten Tage zu spüren, kam ein findiger Restaurantbesitzer auf eine besondere Idee. Er konnte sich einfach nicht vorstellen, dass die Menschen alle möglichen Speisen nach Vorbestellung von Restaurants abholen können, eine typisch norddeutsche Spezialität aber sollte der Pandemie zum Opfer fallen: Grünkohl und Pinkel! Damit verbunden fielen auch die Kohl- und Pinkelwanderungen aus, was vielen Menschen nicht leicht fiel. Also bot der pfiffige Restaurantbesitzer aus dem Raum Delmenhorst, einer kleinen Stadt nahe Bremen, seinen Kunden an, Grünkohl und Pinkel nach Hause zu liefern. Der Name dieser Aktion: "Kohlfahrt at home"! Dass er damit die deutsche Sprache verwurstet und die Kohlwanderung als solche ad absurdum führt -- wer zieht schon mit einem Bollerwagen durch seine Wohnung? -- schien ihm anscheinend nicht aufgefallen zu sein. Nun steigen die Temperaturen, kaum jemand wird G&P jetzt noch essen wollen, somit ist das sprachliche Problem des Restaurantbesitzers erst einmal beseitigt. Manchmal lösen sich Probleme eben von selbst! Doch sollten wir nicht vergessen: Der nächste Winter kommt bestimmt...
Ihr
Anglizismenmuffel

*Dieses ist nichts Unanständiges, sondern eine Grützwurst aus dem hohen Norden Deutschlands

Sprache ohne Nachhaltigkeit?
Wer wissen möchte, wohin sich unsere Muttersprache in den nächsten Jahren entwickelt, muss sich nur mit der Sprache des Lebensmittelbereiches beschäftigen. Die Nahrung ist schließlich ein Gebiet, das einen großen Raum innerhalb der täglichen Kommunikation einnimmt. Da haben sich englische Begriffe geradezu „eingeburgert“, wie es in der neuesten Zeitschrift „Test“ der Stiftung Warentest heißt. Vor mir liegt ein Magazin einer Lebensmittelkette, das von sich behauptet, Deutschlands größtes Foodmagazin zu sein. Wie die sprachlichen Auswüchse der Redaktion und der Werbung diverser Produkte in ihm erkennen lassen, sieht die Zukunft unserer Sprache nicht gerade rosig aus. Da wird uns z. B. gelehrt, dass Bananen auf deren Aufklebern einen Trecking-Code hätten, mit dessen Hilfe wir im Internet erfahren können, woher die Bananen kommen. Ebenso erfahren wir, dass der Seelachs ein Allrounder ist, Hamburger ohne Fleisch, aber mit Fleischersatz, like Meat schmecken und jetzt endlich Schluß mit Food Waste ist. Bei diesem Denglisch kann einem der Appetit aufs Essen vergehen, zumal es manchmal schwer ist, Denglisch als solches zu erkennen. Beispiel: Pasta à la Surve und Turve! Selbst wenn uns ein loVEit ( Originalschreibung!) oder ein Tuna-Melt-Sandwich als Trost für das Verschwinden unserer Sprache kredenzt würde – bei dieser Food Inspiration spendeten selbst Hunderte von pancakes keinen Trost! Übrigens – wie Sie sicherlich bemerkt haben, übersetzte ich keines der hier erwähnten englischen Ausdrücke ins Deutsche. Ich gehe einfach einmal davon aus, dass sich regelmäßige Leser dieser Glossen ein Wörterbuch Englisch – Deutsch angeschafft haben. Wie sonst könnten wir unser jetziges und zukünftiges Deutsch, das ja ein Denglisch ist, verstehen? fragt sich
Ihr
Anglizismenmuffel

Forschung und Leere
Dass "Corona" nicht nur eine Gefahr für unsere Gesundheit bedeutet, sondern auch für unsere Sprache, ist an dieser Stelle schon mehr als einmal erwähnt worden. Es ist ja auch nicht zu verstehen, warum es zum Beispiel "Home Office" heißen muß, wenn "Heimbüro" ebenso deutlich (oder gar besser) erklärt, um was es sich handelt. Was also haben wir hier mit Englisch gewonnen? Den augenblicklichen Gipfel des sprachlichen Irrsinns haben sich gewisse Geschäftsleute des Einzelhandels ausgedacht. Deren Idee besteht darin, daß der Kunde telefonisch einen Termin mit dem Geschäft abmacht und dann zur vereinbarten Zeit zum Abholen der Ware vorbeikommt. So weit, so gut! Die Aktion jedoch wurde betitelt mit: Click + Meet. Wer versucht, diesen Begriff zu übersetzen (Klicken und Treffen), wird feststellen, daß auch nicht der geringste Zusammenhang zwischen inhaltlicher Aussage und Wortbedeutung existiert. Während sich die Sprachwissenschaft im Moment nur noch mit der sogenannten "Geschlechtergerechten Sprache" beschäftigt, scheint die Losung für die Sprachinstitute zum Thema Denglisch zur Zeit "Forschung und Leere" zu lauten. Das jedenfalls vermutet aufgrund des geringen Widerstandes jener Seite gegen diese Entwicklung
Ihr
Anglizismenmuffel

Ein Kampf gegen den Fight
Was für ein Fußballspiel am vergangenen Donnerstag! Doch hat der Bessere wirklich gewonnen? Immerhin hatten beide Vereine, der BVB Dortmund und RB Leipzig, gefightet", wie der Kommentator des Spiels im Fernsehen, Herr Florian Naß, berichtete. Und wer nicht fightet (ausgesprochen: feitet), sondern nur kämpft, wird eben keinen Erfolg haben können. Das jedenfalls müssen wir annehmen, wenn wir den Kommentatoren aufmerksam zuhören. Denn gekämpft wird kaum noch, und das schon seit Jahren nicht mehr. Gefragt werden sollten die Damen und Herren Berichterstatter einmal, welchen Erfolg sie denn für sich selber durch den ständigen Einsatz von englischen Wörtern erwarteten. Vielleicht sollten sie einmal versuchen, ohne solche auszukommen. Lohnenswert im moralischen Sinne wäre es allemal, wenngleich es für viele bedeutete, einen Kampf gegen den inneren Schweinehund zu beginnen. Mit einem Fight wäre es nämlich nicht getan, bemerkt
Ihr
Anglizismenmuffel

Bleibendes
„Wer schreibt, der bleibt!“ Dieses alte Sprichwort wird von immer mehr Menschen beherzigt – soll heißen: immer mehr Menschen greifen „zur Feder“ oder zum Rechner und fangen an, für die Nachwelt zu schreiben. So zum Beispiel auch die „Tagesschau“-Sprecherin Judith Rakers, die zu Hause etwas Landwirtschaft betreibt. Unter anderem hat sie auch einige Hühner, die alle einen Namen haben, die sie aber nicht schlachten möchte. So heißt ein Hahn Jan, benannt nach dem Kollegen Jan Hofer, wie sie der Presse mitteilte, ein anderer Hahn hat den Namen Giovanni (benannt nach Giovanni di Lorenzo?) Auffallend dabei: Es befindet sich kein englischer Name unter dem Federvieh ... So edel die Einstellung ist, kein Huhn schlachten zu wollen, so unverständlich ist es, an der Liquidation der deutschen Sprache mitzuwirken. Denn dem Buch hat sie den Namen „Homefarming“ gegeben. Sind bei Frau Rakers etwa leise Zweifel aufgekommen, dass Ihrem Buch mit einem deutschen Titel nicht genügend Aufmerksamkeit geschenkt würde, fragt sich
Ihr
Anglizismenmuffel

Wie einem das Versüßen versalzen wird
"Versüße dir das Leben"! Diesen Satz las ich kürzlich auf dem kleinen Zuckertütchen, das dem bestellten Kaffee in einer Konditorei beigelegt war. Heute weiß man jedoch, dass ein zu hoher Zuckerkonsum der Gesundheit schadet. Deshalb kommt es immer wieder zu Ermahnungen, bewusster mit dem Einsatz des Zuckers umzugehen. Selbst die Lebensmittelindustrie hat schon längst erkannt, welche Vorteile in neuen Produkten liegen, wenn sie mit weniger Zucker hergestellt werden. Das muss jedoch erkennbar sein, und so werden diese Produkte mit dem Zusatz "Lower Sugar" angeboten, was übersetzt etwa "Wenig(er) Zucker" heißt. Warum ein englischer Begriff benutzt wird, kann nur erraten werden. Wahrscheinlich glauben die Verantwortlichen, hier lebten so viele Engländer und Amerikaner, dass die wenigen Deutschen, die das nicht verständen, eben Englisch lernen sollten. Dass mit dieser Umgehensweise das Leben nicht versüßt wird, ist wahrlich leicht zu verstehen. Da hilft auch kein erhöhter Zuckerkonsum, weiß
Ihr
Anglizismenmuffel

Die Sache mit den Visionen
"Wer Visionen hat, sollte zum Arzt gehen!" Dieses Wort vom früheren Bundeskanzler Schmidt soll hier nicht auf eine "Wortwaage" gelegt werden, auf eine Goldwaage schon gar nicht. Ich wüsste jedoch gerne, was und wen er damit meinte. Es könnte sich zum Beispiel um eine Gruppe von Menschen handeln, die sich dem Problem der vielen Verkehrstoten annimmt, die u.a. dadurch entstehen, daß (überwiegend) Lastwagenfahrer beim Rechtsabbiegen Fahrradfahrer übersehen und es auf diesem Wege zu vielen tödlichen Unfällen kommt. Die Organisation, die uns immer wieder an diesen Missstand erinnern möchte und dagegen ankämpft, heißt "Vision Zero", also "Vision Null". Ich kann mir nicht helfen, doch immer, wenn ich diesen Namen höre, muß ich an Helmut Schmidt denken. Alle, die ihn noch als aktiven Politiker kennen- gelernt haben, wissen, daß er mit seinen politischen Gegnern nicht zimperlich umging nach dem Motto: Auf einen groben Klotz gehört ein grober Keil! Ob er bei seinem Ausspruch über die Visionen an den unsinnigen Namen dieser Organisation gedacht hat, fragt sich
Ihr
Anglizismenmuffel

Dunkelheit im Kopfe
Kürzlich bekam ich einen Informationsbrief meines Stromlieferanten. Den Beginn eines Satzes mußte ich mehrfach lesen. Er lautete: "#NoMoreEmptyPromises fordern wir deshalb gemeinsam mit …", usw. Wieder einmal musste ich darüber nachdenken, warum ich hier in Deutschland auf Englisch angesprochen werde. Auch wenn ich selber kein Problem mit der Übersetzung habe („Keine leeren Versprechungen mehr“), so gibt es doch viele Menschen, die damit sehr wohl ihr Problem haben. Müssen wir uns damit wirklich abfinden, daß sich ein Teil der Gesellschaft mit dem Einsatz von Englisch ein gewisses Selbstwertgefühl verschafft, während es andere, nicht nur Ältere, die mit der Übersetzung Schwierigkeiten haben, ausgrenzt? Schließlich hat Sprache eine wichtige Funktion für den sozialen Zusammenhalt der Gesellschaft, doch eine solche Sprache schafft doch wohl eher Distanz und ist somit unsozial. Zwar beleuchtet mein Stromversorger die Stätten vieler Kunden, ist anscheinend aber nicht in der Lage, die Köpfe im Vorstand zu erhellen, bedauert
Ihr
Anglizismenmuffel

Bücher zum Schockieren, Schuhe zum Gehen?
Da las ich doch tatsächlich folgenden Spruch am Fenster einer Buchhandlung: "Shock your parents, read a book" (Schockiere Deine Eltern, lies ein Buch). So tief sollen wir also gsunken sein, dass Eltern nicht mehr über das, was gelesen wird, schimpfen, sondern daß gelesen wird (bei mir waren es die "Jerry Cotton" - Groschenromane, die mir zu Hause Ärger einbrachten...). Ich kann es nicht glauben, vielmehr bin ich davon überzeugt, daß die Buchhandlung an Kreativitätsmangel leidet und deshalb in die englische "Sprachkiste" griff. Wie wäre es denn, den Jugendlichen folgenden Tipp zu geben: "Schockiere Deine Eltern, sprich mal wieder Deutsch! Unser Geschäft ist voller deutscher Bücher." Ich bin sicher, die Wirkung ließe nicht lange auf sich warten...Nachhilfe auf dem Gebiet der Werbung benötigt auch ein Schuhgeschäft in unserem Umkreis. Mit "Schuhe to go" wird dort im Schaufenster geworben. Hä? Schuhe to go, also Schuhe zum Mitnehmen? Oder will uns der Geschäftsinhaber daran erinnern, daß man mit diesen Schuhen geht, was mit Handschuhen etwas schwieriger ist. Wie auch immer – mit Deutsch wäre dieser Unfug nicht passiert, meint
Ihr
Anglizismenmuffel